„LilaGold“ als neuer Treffpunkt: So soll Leben in Mindens Obere Altstadt kommen

Ein Sofa, ein Tisch, Kaffee für die Großen, eine Spielküche für die Kleinen – im Wohnzimmer des neuen Treffpunkts „LilaGold“ lässt es sich aushalten. Seit kurzem hat die Begegnungsstätte am Friedensplatz geöffnet. Sie soll Ort für Hilfen und Beratungen, Quartiers- und Projektarbeit, Treffen von Gruppen und für Veranstaltungen sein. Franziska Richardson, Quartiersmanagerin in der Oberen Altstadt, und Marcel Komusin vom Verein für Demokratie und Vielfalt fallen zig Ideen ein, die sie hier umsetzen wollen. „Das hat alles noch Start-Up-Charakter“, meint Richardson. Vieles ist noch im Aufbau.

Die Obere Altstadt, insbesondere das Schnurrviertel, ist ein Mikrokosmos: Wer hier wohnt und arbeitet, kennt sich. Gemeinsam werden Veranstaltungen und Aktionen auf die Beine gestellt. So sind sich auch Richardson und Komusin über den Weg gelaufen. Die 35-Jährige ist seit 2020 hier Quartiersmanagerin und angestellt beim Paritätischen Betreuungsverein Minden-Lübbecke. Gefördert wird ihre Stelle von der Deutschen Fernsehlotterie. Sie betreibt Nachbarschaftsarbeit, baut Netzwerke auf.

Komusin ist seit vergangenem Sommer beim Verein für Demokratie und Vielfalt angestellt. Er unterstützt und berät zum Beispiel bei Projektanträgen, bietet Workshops an, die sich mit Demokratie, Toleranz und Vielfalt befassen. Die Räume von „LilaGold“ in der Alten Kirchstraße 1a, am lauschigen Friedensplatz mit seinen Bänken, hat der Verein gemietet.

 

Beim vergangenen Schnurrviertelfest sei hier sozusagen die Zentrale gewesen, berichtet Komusin: Hier gab es Getränke, einen Rückzugsraum für stillende Mütter, Möglichkeiten zum Austausch. Es zeigte sich, dass so ein Ort generell im Quartier fehlte. Dann haben sich die beiden zusammengetan. Richardson und Komusin haben die Räume renoviert, Bürotische rausgeräumt, ein Sofa und gemütliche Stühle besorgt. Viele Nachbarn hätten geholfen. „Weil die Leute den Friedensplatz lieben“, sagt Richardson. „Hier kommen Menschen vom pensionierten Lehrer bis zu demjenigen, der die meiste Zeit auf der Straße lebt, vorbei“, nennt Komusin den Vorteil der zentralen Lage. Sie müssen nur aus dem Fenster schauen, schon ergibt sich ein Gespräch. Oder die Leute kommen einfach herein.

Richardson und Komusin teilen sich nun ein Büro. Barrierefreie Treffen mit der 35-Jährigen sind auch weiter im Quartiersbüro in der Obermarktstraße 29 möglich. Statt der dortigen Sprechstunden gibt es aber nun das offene Wohnzimmer im „LilaGold“: dienstags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 15 bis 17 Uhr. Aber auch außerhalb dieser Zeiten können Leute vorbeischauen. Geht es um politische Projekte, bittet Komusin allerdings um eine Anmeldung, damit er sich vorbereiten kann.

Bei vielem wollen Richardson und Komusin nun zusammenarbeiten, aber auch ihre Schwerpunkte weiter verfolgen. „Wir wollen die Wirksamkeit von Kooperationen demonstrieren“, betont Marcel Komusin.

Da gibt es schon einige: Dienstags von 17 bis 19 Uhr und donnerstags von 15 bis 17 Uhr bietet der Streetworker Cordt Fischer hier eine Sprechstunde an. Einen festen Raum für seine Treffen hat im „LilaGold“ auch das Jugendforum, das Komusion unterstützt.

Und weitere Gruppen haben schon Interesse angemeldet: „Die Omas gegen Rechts haben wir quasi übernommen“, meint der 37-Jährige und lacht. Die AG Frauen will vorbeischauen, ebenso wie ein Näh- und Handwerkertreff und Queerlife. „Das größte Ziel ist, möglichst viele zu erreichen“, sagt Franziska Richardson.

Als weitere Partner nennen die beiden die Stadtbibliothek, zurzeit läuft die Reihe „Hinterhofkonzerte im Schnurrviertel“, bei der sie mit Jonny Löchelt von der Simeons-Herberge zusammenarbeiten (siehe Infokasten). „Die Konzerte sollen Türen öffnen, damit die Nachbarn sich kennenlernen“, sagt Richardson. Aus dem Quartiersfonds hat sie dafür eine Musikanlage für Auftritte angeschafft, die kostenlos ausgeliehen werden kann – übrigens ebenso wie ein Lastenrad.

Als weitere Kooperation ist ein Training mit einem Boxer aus Rodenbeck an der Eine-Welt–Schule geplant. „Das ist eine sehr gute Möglichkeit, um das Thema Vandalismus an der Schule zu bearbeiten. Da geht es ja auch um Empowerment und Haltungsarbeit“, erklärt sie. Der Projektantrag müsse noch genehmigt werden.

Auch im „LilaGold“ sind Veranstaltungen geplant. Die Initiatoren denken über einen „Talente-Tausch“ nach, bei dem Experten ihr Wissen über Themen wie Upcycling, Fassadensanierung oder „Sicheren Umgang im digitalen Raum“ teilen. Sie würden zudem gerne Experten für „Sofagespräche“ einladen und das Publikum per Livestream teilhaben lassen – denn ganz so viele Menschen passen dann doch nicht in die Räume. Alle zwei Wochen ist eine „Kiez-Küche – Kochen, Essen, Klönen“ geplant. Start ist am Samstag, 21. Mai, von 11.30 bis 17 Uhr am „LilaGold“.

„Es geht aber nicht darum, auf Teufel komm raus das Programm zu füllen“, betont Komusin. Man wolle sich erstmal Schritt für Schritt bekannter machen. Zudem könnten die beiden nicht bei allen Gruppentreffen dabei sein. Das Ziel ist, dass die Gruppen irgendwann so selbstständig sind, dass sie sich einfach den Schlüssel für die Räume leihen können.

Bleibt noch die Frage: Warum „LilaGold“? „Das klingt einfach gut“, meint Richardson. „Es ist phonetisch schön. Das klingt wie ein Name“, fügt Komusin hinzu und lacht.

Termine können mit Franziska Richardson unter Telefon (01 76) 61 73 71 25 oder per E-Mail an quartier@oberealtstadt.de vereinbart werden. Marcel Komusin hat die Mailadresse m.komusin@lap-minden.de.

 

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